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Psychotherapie im Alter?

II. Teil: Wenn die Seele im Alter krankt


Das Alter geht mit einer langen Lebensgeschichte einher. Vieles wurde verarbeitet, Lebenskrisen gemeistert, doch nicht alle. Über GefĂŒhle hat die Ă€ltere Generation oft nicht gesprochen, sie ‚mit sich selbst ausgemacht‘. Heute möchte man der jĂŒngeren Generation nicht zur Last fallen und hĂŒllt sich darum zu oft in Schweigen, wieder ist man allein mit seiner GefĂŒhlswelt, seinen Problemen. Ein Umstand, den Dipl.-Psych. Dieter Best, Bundesvorsitzender der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung bei der Vorstellung der BroschĂŒre „Wenn die Seele krank ist – Psychotherapie im höheren Lebensalter“ bemĂ€ngelt. Zudem werden Depressionen als Risikofaktor fĂŒr die Entwicklung einer Demenz angesehen, so dass hĂ€ufig eine falsche Diagnose gestellt werde. Eine breite AufklĂ€rung ĂŒber psychische Krankheiten im Alter ist dringend geboten.


Dr. Dieter Best fĂŒhrt aus:

„Bei rund einem Viertel der Ă€lteren Menschen wird eine psychische  Störung diagnostiziert. Die SuizidalitĂ€tsrate ist doppelt so hoch als bei jĂŒngeren Menschen. Zu selten werden diese Menschen mit Psychotherapie behandelt, zu hĂ€ufig mit Psychopharmaka. Nach einer Untersuchung der GmĂŒnder Ersatzkasse (GEKArzneimittelreport 2008 sinkt spĂ€testens ab einem Alter von 60 Jahren die HĂ€ufigkeit von Psychotherapien steil ab. Ab 75 Jahren werden kaum noch Psychotherapien in Anspruch genommen, obwohl sie auch im höheren Alter wirksam sind. Stattdessen steigt die Verschreibung von Antidepressiva mit zunehmendem Alter stark an. Fast jede fĂŒnfte 80jĂ€hrige Frau erhĂ€lt eines dieser Medikamente, ĂŒbrigens in der Mehrzahl der FĂ€lle, ohne dass eine Depression diagnostiziert worden ist.


Alte Menschen sind es nicht gewohnt ĂŒber das eigene Befinden zu  sprechen. Sie sind in einer Zeit aufgewachsen, in der psychische Krankheiten mit SchwĂ€che oder mit „VerrĂŒcktSein“ gleichgesetzt wurden. Wer von psychischen Krankheiten betroffen war, konnte sich niemand anvertrauen und musste sein Leid mit sich selbst ausmachen.


Weil in den Familien ĂŒber GefĂŒhle oft nicht gesprochen wurde, ist oft auch der Zugang zur eigenen GefĂŒhlswelt verkĂŒmmert, so dass psychische Störungen nicht als solche erkannt werden, sondern als körperliche Krankheiten wahrgenommen werden:  Schmerzen, Beklemmung in der Brust, Verdauungsprobleme usw. Daher ist es verstĂ€ndlich, dass viele Ältere nicht von sich aus ĂŒber ihr Problem sprechen, wenn sie nicht z.B. vom Hausarzt darauf aufmerksam gemacht werden. Viel zu hĂ€ufig werden Signale des Patienten nicht als Hinweise auf eine psychische Störung erkannt und viel zu oft und zu schnell werden Psychopharmaka verschrieben.


Es lĂ€sst sich feststellen: Eine fachgerechte Versorgung von  Ă€lteren Menschen mit psychischen Problemen ist nicht gewĂ€hrleistet.  Es ist bewiesen, dass Psychotherapie auch im Alter wirksam ist. Oft glauben allerdings auch Fachleute, wie z.B. Ärzte oder Pfleger,  dass Psychotherapie bei alten Menschen nicht wirke oder dass ‚es sich nicht mehr lohne’. Psychische Krankheiten sind aber genauso ernst zu nehmen wie körperliche Krankheiten und sollten von unserer Gesellschaft genauso akzeptiert werden.


Um ĂŒber psychische Krankheiten im Alter und die Behandlungsmöglichkeiten aufzuklĂ€ren, haben wir gemeinsam mit der BAGSO eine BroschĂŒre herausgegeben, die als Ratgeber fĂŒr Ă€ltere Menschen, aber auch fĂŒr Angehörige und HausĂ€rzte gedacht ist. Wir erhoffen uns dadurch, dass Ă€ltere Menschen, die psychische Probleme haben, einen leichteren Zugang zur Psychotherapie finden.” /gsp /


Zur Publikation: hier klicken

Eine Antwort zur Psychotherapie im Alter?

  1. Rosemarie schreibt
    12. September 2012 um 08:58

    Ich bin zwar noch nicht so alt, wie die hier beschriebenen Personen, allerdings habe ich auch vor kurzem mein Leben wieder in den Griff bekommen. Ich war total unglĂŒcklich und wusste nicht mehr, wozu es eigentlich noch wert ist zu leben. Durch verschiedene Übungen, wie ich sie im Internet gefunden habe, konnte ich mich ablenken. Jetzt geht es mir schon um einiges besser.

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