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Senioren in Bad Reichenhall

An Senioren kommt man in Bad Reichenhall nicht vorbei, das Durchschnittsalter liegt jenseits des 60. Lebensjahres. Das spricht für eine lebenswerte Stadt in einer reizvollen Umgebung, eben ein schmuckes Alpenstädtchen an der Grenze zu Salzburg und dem Alpennationalpark Berchtesgaden. Dafür sind die Mietpreise entsprechend hoch und die Zahl von Zweitwohnungen ebenso. Doch die ‚Goldenen Jahre‘ – sofern es sie gegeben hat – sind zu Ende, deutliche Risse zeigen sich im glänzenden Bild. Die Senioren schätzen zwar die Ruhe, doch zu viel davon ist nicht gesund und auch nicht gewollt.

 

Privatpensionen und kleine, privat geführte Hotels sind zur Seltenheit geworden. Anderseits vermisst der anspruchsvolle Gast moderne 4-Sterne-Hotels für den gehobenen Tourismus. Das ‚große Geschäft‘ machen die Kliniken, hier spielt die Reha und Kur im Duett, Relikte einer vergangen Zeit. Seit Jahren ist der dauerhafte Spielbetrieb im Theater eingestellt und auch die beliebte Kulturveranstaltung „Alpenklassik“ musste abdanken. Das „Philharmonische Orchester“ hält sich noch, doch wie lange, fragen sich viele Kulturfreunde. Und gerade die Kultur ist eine Domäne der Senioren, bringt Farbe und Geist ins Leben.

 

Ein trauriges Bild bieten einige hundert Meter der Fußgängerzone mit verrutschten und abstehenden Platten. Der Stadt fehlt das Geld um die Komplettsanierung zu vollenden. Das ist besonders für Senioren oder Menschen mit Behinderung ein ärgerlicher Dauerzustand, denn das Verletzungsrisiko ist infolge eines Sturzes gegeben. An das Bild vieler leerstehender Ladengeschäfte haben sich die Ortsansässigen gewöhnt.

 

Viele stolze Zweitwohnungsbesitzer von einst sind heute in einer Senioreneinrichtung zu finden. Die ist zwar teuer, doch dafür garantiert sie auch ihm hohen Alter für Sicherheit und Versorgung, mit hellen Fenstern und schönen Ausblicken auf eine heile Alpenwelt. Ebenso hat in Bad Reichenhall jetzt eine eigene Senioren-Wohngemeinschaft eröffnet, in einer stilvollen alten Villa.

 

Der Stadt fehlt indessen das ‚lebendige Element‘. Einzig die Rupertustherme – zwei Drittel der Besucher kommen aus dem nahen Österreich – scheint mit Leben erfüllt zu sein. Von Stadtmarketing sprechen die Politiker zwar im Wahlkampf, doch danach wird es ruhig darum, es fehlt der entscheidende Wille dazu.

 

Senioren sind anspruchsvoll, haben viel Lebenserfahrung und schätzen Qualität und Authentizität. Bad Reichenhall hat im letzten Jahrzehnt wenig dazu beigetragen diese Ansprüche dauerhaft zu erfüllen. Dazu rollt auf die Stadt zunehmend ein Verkehrsproblem zu, denn die Bundesstraße hält das Staatsbad mit Lärm und Abgasen im Würgegriff und belastet mit einem überproportionalem Anteil an Schwerlastverkehr. Die einzige innerstädtische Achse – mit sechs Ampeln ohne ‚grüne Welle‘ – ist am Rande ihrer Belastbarkeit.

 

Bad Reichenhall hat noch viel von seinem Charme bewahrt, mit seinen vielen Brunnen, Parks und Ruhebereichen. Doch es läuft Gefahr diese Potential zu verspielen. Auch anderorts gibt es im  weiß-blauen Bayernland schöne Städtchen. Städte die investieren, die Zukunft anpacken und die Weichen richtig stellen.

 

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