Irgendwie klingt es nach „Sommerloch“, wenn sich Politik und Medien gleichermaßen auf die schmalen Renten stürzen. Dabei werden die Zahlen je nach Interessenlage munter interpretiert und ausgelegt. So schreibt „Stern“ etwa: „70 Prozent der West-Rentnerinnen bekamen 2010 weniger als 650 Euro im Monat“. Hingegen argumentiert „focus“: „Für 40 Jahre Einzahlung mit Durchschnittsverdienst gibt es aktuell 1122,80 Euro im Monat – brutto,“ und weiter „für seinen Rentenanspruch zieht der Staat einem Durchschnittsverdiener und seinem Arbeitgeber aktuell immerhin 530 Euro im Monat ab.“ Der „Spiegel“ verleiht der aktuellen Debatte in mit Maria Watt ein Gesicht: „Sie ist auf die 400 Euro angewiesen, die der Minijob einbringt. Ihre Rente beläuft sich auf 634 Euro, ihr Mann bekommt 211 Euro.“
Für ein „Sommerloch“ ist das Thema aber viel zu brisant, ja dramatisch, es trifft uns alle. Die Risse im System bergen eine Sprengkraft, die sich aber erst entladen wird, wenn die politische Klasse von heute längst abgetreten ist. Wer privilegiert ist, darf ein Leben lang (45 Jahre) in die Rente zahlen – aktuell etwa 530 Euro monatlich (focus) – um dann knapp über dem Existenzminimum zu liegen. Das klingt nach bitterböser Satire, ist aber leider bittere Realität. Die Nicht-Privilegierten werden ein lückenloses Erwerbsleben nicht schaffen, von den „Jobbern“ und Selbständigen ganz zu schweigen.
Indessen schiebt die politische Kaste die Karten wie auf einem billigen Pokertisch hin und her. Wer und warum heute denn die Rente mit einem Job aufbessert, sei ja gar nicht greifbar. Die Leute wĂĽrden eben gerne arbeiten und es werde ja höchste Zeit, denn nur längeres Arbeiten sichert den Lebensstandard (focus). Selbst im Ministerium von Ursula von der Leyen (CDU) wiegelt man ab: „Die Menschen sind länger fit und aktiv. Sie wollen nicht mehr automatisch mit 60 oder 65 oder 70 aufs Altenteil, sondern eingebunden sein und sich einbringen.“ / gsp /
Quelle:
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/senioren-mit-job
http://www.focus.de/finanzen/steuern/thewes/
http://www.stern.de/politik/ausland/zuschussrente
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