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Alzheimer überschattet das Leben

Die Abendschau berichtet über das Leben der Familie König aus Bad Reichenhall


Thomas Dietel im rfo-Fernsehinterview

Das Regionalfernsehen Oberbayern (rfo) informiert über Hilfsangebote und Lebensgeschichten von Betroffenen.


Eigentlich ist die Familie König eine glückliche Familie. Seit 52 Jahren sind Horst und Inge verheiratet, haben drei Kinder, und sowohl beruflich wie auch finanziell haben Sie es zu etwas gebracht. Aber nur eigentlich (!), denn Horst König erkrankte vor 15 Jahren an Alzheimer und damit begann ein langer Leidensweg. Sie stehen stellvertretend für 1,2 Millionen Familien in Deutschland, wo die Diagnose Alzheimer oder Demenz das Leben überschattet.




Zunächst waren es kleine Auffälligkeiten, wie Kommentare „ich verstehe das nicht“ oder auch die Weigerung selbst Auto zu fahren, die deutlich machten, dass Horst König mit Defiziten zu kämpfen hatte. Nichts Dramatisches, was eine gute Beziehung nicht ohne Mühe verkraften kann.


Doch die Auffälligkeiten verdichteten sich und vier Jahre später wurde deutlich, dass Horst ohne die Hilfe seiner Frau es allein nicht mehr schafft, sich im Leben zurecht zu finden. Doch zunächst wiegelten Ärzte ab und führten die Defizite auf zwei Operationen zurück: „das wird schon wieder.“ So mussten noch weitere lange Jahre vergehen, bis das Leiden des Horst König von einem Arzt bestätigt wurde und offiziell die Diagnose „Alzheimer“ gestellt wurde.


Lange Jahre, in denen Inge ihren Mann mit viel Liebe und Hingabe immer zur Seite stand. „Er hatte dann mit Inkontinenz und Ängsten, ja richtigen Panikattacken, zu kämpfen, wenn er mal länger als 30 Minuten allein zuhause war.“

2006 erreichte die Pflegeaufwand Dimensionen, in denen Inge König klar wurde, dass sie fremde Hilfe dringend nötig hatte. Ihr Weg führte zur Barmer Ersatzkasse, zur Pflegekasse und bis heute klagt sie über eine „herablassende Behandlung“.

„Es wurde alles abgewiegelt, so schlimm sei das alles nicht und eine Pflegebedürftigkeit würde nicht vorliegen meinten die ‚Experten‘ der Pflegekasse“, erinnert sich Inge mit Verbitterung, hatte Sie ihren Mann bis dahin doch bereits seit 10 Jahren intensiv betreut. Doch sie gab nicht auf und die „Hilflosigkeit meines Mannes war ein Jahr später so deutlich, dass es kein Leugnen mehr gab.“ Im Januar 2007 wurde ihm endlich eine Pflegestufe zuerkannt.


Neben ihrem persönlichen Einsatz und der Auseinandersetzung mit der Kasse erlebte sie auch die Hilflosigkeit von Freunden und Bekannten, die mit dieser Situation nicht umgehen konnten. „Einen dementen Menschen zu begleiten, übersteigt das ‚normale‘ zwischenmenschliche Verständnis. Man muss es als Krankheit akzeptieren und kann nur durch eine liebevolle Begleitung Schlimmeres verhindern.“


Doch es kam noch schlimmer für die Familie König. Die jahrelange Dauerbelastung, der Stress und der psychische Druck hinterließen Spuren, so dass bei Inge 2008 die Diagnose Darmkrebs gestellt wurde. Einer sofortigen Operation mit dreiwöchiger Reha und einer sechsmonatigen Chemotherapie musste sie sich stellen. Das war einerseits persönlich ein herber Schlag und anderseits konnte sie ihren Mann ja nicht sich selbst überlassen. „Ich hatte Glück im Unglück, fand gute Ärzte, konnte meinen Mann auf eigene Rechnung zur Reha mitnehmen und fand bei der Caritas und einer lieben Nachbarin Hilfe.“ Ihrem Mann wurde nun die Pflegestufe zwei anerkannt. Hilfe fand sie jetzt auch bei dem vom Bundesministerium geförderten „Leuchtturmprojekt“ für integrierte Demenzversorgung, das in Oberbayern von der Projektgruppe „IDOB“ (Integrierte Demenzversorgung in Oberbayern) betreut wurde. Kompetente Hilfe vor Ort fand Inge König in der Verbundmanagerin Eva Scharold und Frau Auer.


In eine Senioreneinrichtung wollte Inge König ihren Mann nicht geben. „Ich möchte ihm das Leben erleichtern, für ihn da sein und ihm wieder Freude vermitteln. So verbringe ich viel Zeit mit ihm die wir mit Spaziergängen, Spielen und Gesprächen verbringen.“  Eine große Entlastung erfährt sie heute in der Domus Mea Tagespflege in Bad Reichenhall. Ihr Mann wird hier an zwei Tagen die Woche betreut, so dass Inge heute auch wieder Zeit für sich selber findet. „Horst fühlt sich hier wohl, möchte jeden Tag wieder ‚in die Schule’ gehen.“ Die Kosten der Betreuung werden voll von der Pflegekasse übernommen. Darüber hinaus kümmert sich auch noch ein Pflegedienst um ihren Mann.
Inge König ist überzeugt, das Beste für Horst zu tun. „ Nach drei Krankenhausaufenthalten innerhalb von sechs Wochen wollte er nur noch schlafen, nicht mehr aufstehen, und hatte keine Kontrolle mehr über seinen Körper. In ganz kleinen Schritten und mit unendlich viel Überzeugungsarbeit ist es mir wieder gelungen, ihn aus dieser Einbahnstraße herauszuführen.“


Mehr über Horst und Inge König, von ihrem Leben mit der Diagnose Alzheimer, ihrem persönlichen Erleben, ihren Erfolgen und Rückschlägen, zeigt das Bayerische Fernsehen zum Welt-Alzheimertag. Sendetermin: 21. September ab 17.30 Uhr und 18.00 Uhr in „Schwaben & Altbayern aktuell“ und in der Abendschau.


Für weitere Fragen steht die Tagespflege in Bad Reichenhall (Mozartstr. 6 in 83435 Bad Reichenhall, E-Mail: tagespflege.rei@domus-mea.de) unter Telefon 08651 9650048 zur Verfügung.


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